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Geschichte 1 – Entwicklung vor 1829 – xlab-akademie
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Geschichte der Fotografie

Die Entwicklung der Fotografie vor 1829

Die Fotografie ist nicht an einem Tag erfunden worden. Vielmehr hat es Jahrhunderte gedauert – von der ersten Beobachtung fotografischer Abbildungsphänomene, der Erfindung der „Camera Obscura“, bis hin zur Verwendung moderner Kameras mit Film oder gar der digitalen Technik. All dem liegt der alte Wunsch der Menschen zugrunde, festhalten zu wollen, was einem lieb und teuer ist. Das Portrait ist eines der ältesten Motive. Zunächst konnte dies nur die Malerei leisten, die allerdings ein Privileg des Adels war und lange Zeit auch blieb. Erst die Fotografie überwand diese Hürde. Wie eine Lawine breitete sie sich aus und wurde in kürzester Zeit auf der ganzen Welt zu einem wichtigen Handwerk. Das Mitte des 19. Jahrhunderts aufstrebende Bürgertum erzeugte einen neuen Markt für Bilder, der so groß war und so schnell wuchs, wie man es für damalige Verhältnisse nicht für möglich gehalten hätte. In den Metropolen wie Paris und London wuchsen die Fotoateliers „wie Pilze aus dem Boden“.

Aber woher kam die Technik so schnell?

Objektive zum Beispiel wurden schon sehr früh erfunden und genutzt. Sowohl als Feldstecher (Fernglas) für militärische Zwecke, als auch in der Astronomie. Man wusste also schon sehr früh Licht einzufangen, zu bündeln und Gegenstände oder Landschaften abzubilden. Allein das Festhalten (Fixieren) des Bildes auf einem Blatt Papier oder anderem Träger, so dass es nicht nach kürzester Zeit verschwand, blieb lange das Hauptproblem.

Schauen wir uns an, wie alles begann, und wie sich die Technik zu dem entwickelt hat, was uns heute zur Verfügung steht. Wir werden sehen, dass das Grundprinzip der Fotografie immer noch ähnlich ist wie vor 150 Jahren. Wir sehen dann auch, wie sich die Fotografie gestalterisch aus der Malerei entwickelte, und wie lange es gedauert hat, bis sie sich als eigene Gestaltungs- und Kunstform etablierte.

Die „Camera Obscura“:

Das Prinzip der Lochkamera, bei der in einem dunklen, geschlossenen Raum eine Landschaft durch ein winziges Loch auf die gegenüberliegende Wand projiziert wird, ist seit Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) bekannt. Es wird berichtet, wie der Philosoph, unter einem Baum liegend, die Sonne zwischen einem kleinen Loch zwischen den Blättern durchscheinen sah und auf dem Boden eine Abbildung der Sonne entdeckte. Das Laub des Baumes bildete eine natürliche „Lochblende“, durch die eine relativ scharfe Abbildung erzeugt wurde. Maler benutzten dieses Prinzip ab dem späten Mittelalter für naturgetreue Skizzen der Natur. Und in der Architektur wurde es für Skulpturen genutzt, indem man eine Kiste verwendete – mit einem kleinen Loch darin für die Projektion –, um im Dunklen das so entstandene Bild abzuzeichnen.

Im Jahr 1614 demonstrierte der italienische Chemiker Angelo Sala, dass Blätter, die mit Silbernitrat bepuderte waren, von der Sonne geschwärzt werden können. Aber für solch ein Phänomen fand sich zur damaligen Zeit keine praktische Verwendung.

Schon Johann Heinrich Schulze (1687 – 1744) entdeckte, dass die Schwärzung von Silbernitrat durch Licht hervorgerufen wird. 1717 erhitzte er Silbernitrat in einem Ofen, um auszuschließen, dass Hitze die Ursache für die Verfärbung bildete. So hatte er den Beweis für die Lichtempfindlichkeit des Silbernitrats erbracht.

Thomas Wedgwood experimentierte mit Lichtbildern auf Porzellan. Seine Familie hatte eine Porzellanfabrik. Wedgwood erzeugte Lichtabdrücke von Blättern und Insekten auf Porzellan als Muster. Dieses Design fand damals allerdings nur wenige Käufer, so dass er diese Technik nicht weiterverfolgte.

Leonardo da Vinci (1452 – 1519) untersuchte das Prinzip dieser Abbildungen genauer und verbesserte die Camera Obscura. In seinem Codex Atlanticus von 1502, schreibt er:

„Wenn … die Fassade eines Gebäudes, oder ein Platz oder eine Landschaft von der Sonne erhellt und ein schmales Loch in die Wand eines Raumes von einem Gebäude gebohrt wird – das dem zugewandt ist, was nicht direkt von der Sonne erhellt wird – dann werden alle von der Sonne beleuchteten Objekte ihr Bild durch diese Öffnung senden und auf der dem Loch zugewandten Wand erscheinen, auf dem Kopf stehend“.

Auf dieser Skizze erkennt man das Prinzip der Abbildung mit der Lochkamera der Camera Obscura:

Das Objekt mit den Punkten P1 und P2 wird abgebildet. Natürlich reflektiert jeder Punkt in alle Richtungen Licht. Jedoch nur wenige Strahlen gehen genau durch das Loch der Kamera.

Der Strahl von P1 erzeugt auf dem Bild in der Kamera einen Lichtpunkt P1´. Genauso P2 auf P2´. Wenn man so alle Punkte eines Gegenstandes verfolgt, erhält man das Bild. Es ist in der Regel kleiner als das Original (außer bei Makroaufnahmen). Vergleicht man nun die Größe des Bildes mit der Größe des Originales (Objekt), so ergibt sich ein Abbildungsmaßstab. Dieser errechnet sich aus dem Verhältnis von Bild zu Original:

β = B/G

Dabei ist β der Abbildungsmaßstab, B die Bildgröße und G die Gegenstands– oder Objektgröße).

Das hört sich schwieriger an, als es ist. Ein Beispiel: Wenn Sie einen Baum fotografieren, der 15 Meter groß ist, und in der Kamera auf dem Bild (Sensor/Film) 1,5 cm, dann ist der Abbildungsmaßstab 1,5 cm : 15 m = 0,015 m : 15 m = 1 : 1000

So wie hier in der Camera Obscura funktioniert auch die Abbildung einer modernen Digitalkamera. Das Bild auf dem Sensor steht auf dem Kopf und ist seitenverkehrt. Anstelle eines Lochs befindet sich ein Objektiv im Gehäuse. Im Unterschied zum einfachen Loch hat das Objektiv die größere Lichtausbeute (Lichtstärke) und die bessere Schärfe.

1686 konstruierte Johann Zahn eine transportable Camera Obscura. Sie enthielt nicht nur ein Objektiv zur Verbesserung der Lichtstärke, sondern auch einen Spiegel – ähnlich der heutigen Spiegelreflexkameras –, der das Bild aufrichtete. Es war zwar noch immer seitenverkehrt, aber nicht mehr auf dem Kopf stehend. Damit hatten Maler nun erstmals die Möglichkeit, auch von unterwegs Skizzen auf Pergamentpapier anzufertigen.

Camera Obscura mit Spiegel. Durch Vergrößern beziehungsweise Verringern des Abstandes zwischen Objektiv und Mattscheibe (Auseinanderziehen der beiden Gehäuseteile) konnte scharf gestellt werden. Man beachte, es existierte eine bereits eine ausgereifte Kamera, lange bevor es Filme gab, und damit die Möglichkeit Bilder aufzuzeichnen und dauerhaft zu erhalten.

Das älteste Foto der Welt.

Nicéphore Niepce (1765 – 1833) benutzte eine verzinnte und mit lichtempfindlichem Asphalt beschichtete Kupferplatte für diese Aufnahme. Das Bild wurde über 8 Stunden lang belichtet. Danach wurden die Schichten mit Lavendelöl behandelt so das Bild sichtbar gemacht. Dieses  Verfahren wurde von Niépce und Louis Daguerre bis 1833 weiter verfeinert.

So sieht die Fotoplatte tatsächlich aus. Der „Blick aus dem Arbeitszimmer“ entstand bereits 1826 oder 1827. Links das geöffnete Fenster, daneben das Taubenhaus, dahinter ein Baum. In der Mitte des Bildes das Dach und ganz rechts der Kamin. Aufgenommen wurde das Bild auf einer Zinnplatte mit der Größe von 20 × 25 cm. Die Zinnplatte war vor der Belichtung mit in Lavendelöl gelöstem Naturasphalt bestrichen worden. Nach der etwa achtstündigen Belichtungszeit wurde die Platte mit Lavendelöl und Petroleum gewaschen und das Foto fixiert.

Erste Versuche machte Joseph Nicéphore Niépce mit Reproduktionen von Kupferstichen. Hierzu verwendete er Blätter die mit Bitumen versehen wurden um lichtempfindlich zu werden. Diese Arbeiten waren die Wegbereiter seiner späteren Anrbeiten, galten aber noch nicht als Photographie da sie ohne Kamera hergestellt wurden (nur mit direktem Sonnenlicht und Kontakt zum Original.

Links der original Kupferstich (Porträt des Georges d’Amboise, Radierung, 1650) und rechts die Reproduktion

Eines der ersten Selbstportraits von Robert Cornelius. Er war sich sicher, dass sein Selbstportrait die erste Fotografie überhaupt war. So schrieb er auf die Rückseite: „The first light picture ever taken. 1839.“ Er lag zwar mit seiner Annahme falsch, hielt sich so aber für die Ewigkeit fest.

Podcast – Interview mit Nicoletta Gavar Geschichte 2 -Daguerre bis Talbot
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